Freie Software, Open-Source-Software und Freeware werden häufig als Synonym für Software, die kostenlos aus dem Internet bezogen werden kann, gebraucht. Oftmals wird damit eine unverbindlich nutzbare, aber geringwertige Software assoziiert. Ein genauerer Blick auf die Thematik zeigt in vielen Fällen ein konträres Bild, gleichwohl sich die Grenzen oftmals überschneiden.
Freie Software / Free Software
Der Begriff „Frei“ oder „Free“ bezieht sich nicht auf Kosten im Sinne von „kostenfrei“/“for free“, sondern auf „Freiheit“/“Freedom“. Die Anforderungen, die an Software gestellt werden, um als „frei“ zu gelten sind teilweise umstritten, beispielsweise, ob freie Software in nicht-freie Software überführt werden darf.
Scheinbar paradoxer Wiese gibt es zahlreiche Lizenzen für freie Software, in der sich die verschiedenen Meinungen darüber, was freie Software ist, manifestieren. Eine der wichtigsten Lizenzen für freie Software ist die „GNU General Public License“. In der Präambel der Version 1 werden bereits Begriff und scheinbarer Widerspruch aufgezeigt.
When we speak of free software, we are referring to freedom, not
https://www.gnu.org/licenses/old-licenses/gpl-1.0.html
price. Specifically, the General Public License is designed to make
sure that you have the freedom to give away or sell copies of free
software, that you receive source code or can get it if you want it,
that you can change the software or use pieces of it in new free
programs; and that you know you can do these things.
Wenn wir von freier Software sprechen, beziehen wir uns auf Freiheit, nicht auf den Preis. Die General Public License ist speziell dafür gemacht, sicherzustellen, dass Sie die Freiheit haben, Kopien freier Software weiterzugeben oder zu Verkaufen, den Quellcode erhalten oder erhalten können, falls Sie ihn haben möchten, dass Sie die Software verändern können oder Teile davon in neuen, freien Programmen nutzen können; und wissen, dass Sie diese Dinge tun können.
eigene Übersetzung
Um das Konzept freier Software auch auf andere Inhalte und Werke übertragen zu können wurde unter anderem die Creative Commons geschaffen. In deren FAQ wird explizit der scheinbare Widerspruch zwischen Lizenz und Freiheit beantwortet.
Dass es solche Lizenzen überhaupt braucht, um Werke leichter nutzbar zu machen, liegt daran, dass der Maximalschutz des Urheberrechts zugleich dessen „Normalfall“ ist: Weltweit sind geistige Schöpfungen nämlich üblicherweise automatisch durch das Urheberrecht geschützt, sobald sie entstanden sind und unabhängig davon, ob die sie schaffende Person den Schutz wirklich will oder nicht.
https://de.creativecommons.net/faqs/#h.3u5u46wzxtxv
Bei der Nutzung freier Software ist es daher (genau wie bei jeder anderen Software) wichtig, die genauen Lizenzbedingungen zu kennen. Üblicherweise zeichnen sich diese Lizenzen aber darin aus, dass dem Nutzer seine Rechte und Pflichten möglichst verständlich gemacht werden. Privatnutzer und nicht-kommerzielle Einrichtungen können solche Software häufig ohne zusätzliche Einschränkungen nutzen. Kommerzielle Nutzer und Unternehmen sollten insbesondere darauf achten, dass mit der Software erstellte Inhalte oder davon abgeleitete oder beeinflusste Produkte nicht ebenfalls unter eine freie Lizenz fallen müssen.
Open-Source-Software
Maßgeblich für die Definition des Begriffs „Open Source“ ist die „Open Source Initiative“. „Open Source“ sollte als Bezeichnung dienen, die nicht philosophisch und nicht politisch aufgeladen sein sollte und besser im Geschäftskontext verwendbar sein sollte. Siehe hierzu: https://opensource.org/history. Dementsprechend wird „Freie Software“ / „Free Software“ häufig als altruistisch assoziiert, während der Begriff „Open Source“ Software besser mit einem geschäftlichen Hintergrund in Verbindung gebracht werden kann. Im Folgenden werden die Begriffe auf diese Weise verwendet.
Ob und ggf. inwiefern sich „Freie“ und „Open Source“ Software soll an dieser Stelle offen bleiben, denn es spielt letztlich keine Rolle. Beide Begriffe sind (unverbindliche) Definitionen, verbindlich sind letztlich nur die Lizenzen. Beispielsweise ist die „GNU General Public License“ in den Versionen 2 und 3, nicht aber die Version 1 von der „Open Source Initiative“ als Open-Source-Lizenz aufgeführt. Für die Nutzung von Open-Source-Software ist es wichtig den Inhalt der jeweiligen Lizenz zu kennen.
Freeware
Als „Freeware“ werden Softwareprodukte häufig angeboten um möglichst schnell einen großen Umlauf zu generieren, ohne die eigentliche Zielkundschaft gratis zu beliefern, denn sie richtet sich häufig an Zielgruppen, für die das eigentliche (Software-) Produkt (in der Regel aufgrund des Preises) nicht interessant wäre, die aber mit der eigentlichen Zielgruppe in Verbindung stehen. Der Wortteil „Free“ soll hier tatsächlich „for free“ / „kostenlos“ implizieren.
Zu einer „Freeware“ (im Geschäftsbereich) gibt es also in der Regel eine kostenpflichtige Version. Damit ähnelt die dem Konzept der „Demo-Software“ im Spiele-Bereich. Während „Demo“ oder „Test“ Lizenzen im Geschäftsbereich häufig funktional uneingeschränkt aber Zeitlich beschränkt sind, sind „Demos“ im Spiele-Bereich häufig zeitlich unbeschränkt aber in den Funktionen eingeschränkt. Ein anderer Anwendungsfall von „Freeware“ ist häufig im Spiele-Bereich zu finden und unterscheidet sich darin von der „Demo“. Hier dient die „Freeware“ als Transportmittel für Werbeeinblendungen oder um Nutzerdaten zu sammeln. Dies wird aber im Folgenden nicht weiter behandelt.
Software kostenlos zum Download anzubieten ist mit nahezu keinen Kosten für den Anbieter verbunden, wenn die dafür notwendige Administration und Infrastruktur ohnehin vorhanden ist. Schreibt ein Software-Hersteller nun einen bestimmten Kundenkreis von vornherein ab, ist es also kein Problem für den Hersteller diesem Kundenkreis das Produkt kostenlos zur Verfügung zu stellen. Allerdings gewinnt der Hersteller damit einen Bekanntheitsgrad, den er sonst nur mit hohen Kosten erreichen könnte. Eine ähnliche Strategie verfolgen Hersteller (nicht nur von Software) wenn sie ihre Produkte für Bildungseinrichtungen kostenlos bereitstellen. Angesprochen wird hier ein Kundenkreis, der sich das Produkt normalerweise nicht leisten könnte, in der Hoffnung, dass sich Personen aus diesem Kreis später in Positionen befinden in denen sie das Produkt (für sich selbst oder ein Unternehmen) kaufen werden.
Auch im „Open-Source“ Bereich gibt es Software, die durch kommerzielle Module ergänzt werden kann. Allerdings wäre ein Vergleich mit „Freeware“ hier nicht angemessen, denn eine Änderung oder Weiterverbreitung der „Freeware“ wird technisch und per Lizenz verhindert. Die Software bleibt normalerweise im Besitz des Herstellers, es wird nur eine Nutzung gewährt.
Im Geschäftsbereich ist „Freeware“ daher fast nie einsetzbar. In seltenen Fällen wird eine beschränkte Nutzung für kommerzielle Zwecke zugelassen, in der Regel wird aber in der Freeware Lizenz eine kommerzielle Nutzung untersagt. Wirft man einen näheren Blick auf Lizenzen für „Open-Source“ Software, kann man, angesichts des Lizenz-Dschungels, den Eindruck gewinnen, dass es einfacher ist, zu einer anderen Software-Art zu greifen. Die Lizenzierung ist dabei aber keinesfalls einfacher, denn während bei verschiedenen „Open-Source“ Software immer wieder die gleichen Lizenzen auftauchen ist bei klassischer Software jeweils eine eigene Lizenzvereinbarung verfasst, die in der Regel bewusst möglichst unverständlich geschrieben ist.